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Kann man mit einem Steinschlag in der Windschutzscheibe weiterfahren?
11. September 2025Ein kleiner Steinschlag in der Windschutzscheibe kann große Folgen haben. Wann Weiterfahren noch möglich ist und wann es gefährlich wird.
Foto von Parker Coffman auf Unsplash
Inhaltsverzeichnis
Ein lautes Knacken, ein winziger Punkt oder sogar ein feiner Riss: Ein Steinschlag in der Windschutzscheibe gehört zu den häufigsten Schadensbildern am Auto. Oft passiert es ganz plötzlich – beim Überholen von Lkw, auf der Autobahn oder bei einer Schotterstraße. Auf den ersten Blick wirkt der Schaden harmlos, doch tatsächlich kann er die Fahrsicherheit massiv beeinträchtigen.
Viele Autofahrer stellen sich die Frage: Darf man mit einem Steinschlag einfach weiterfahren, oder ist das gefährlich? Und was sagt der TÜV dazu, insbesondere wenn der Schaden im Sichtfeld liegt?
Was ist ein Steinschlag überhaupt?
Ein Steinschlag entsteht, wenn kleine Steine, Splitt oder andere harte Partikel während der Fahrt mit hoher Geschwindigkeit auf die Windschutzscheibe prallen. Besonders häufig passiert das auf der Autobahn, wenn vorausfahrende Fahrzeuge kleine Steinchen aufwirbeln, oder auf Landstraßen mit Rollsplitt. Der Aufprall erfolgt meist so plötzlich, dass er mit einem lauten Knackgeräusch wahrgenommen wird – die Folgen reichen von einem winzigen Punkt bis hin zu einem langen Riss.
Moderne Windschutzscheiben bestehen aus sogenanntem Verbundsicherheitsglas. Dieses setzt sich aus zwei Glasschichten zusammen, die durch eine reißfeste Kunststofffolie miteinander verbunden sind. Der Vorteil: Selbst wenn die äußere Glasschicht beschädigt wird, bleibt die Scheibe stabil, splittert nicht in gefährliche Scherben und schützt die Insassen weiterhin.
Typische Formen von Steinschlagschäden
Steinschläge können sehr unterschiedlich aussehen. Besonders häufig treten folgende Schadensbilder auf:
- Punktförmig: Ein kleiner Einschlag von nur wenigen Millimetern. Er wirkt unscheinbar, birgt aber die Gefahr, dass sich mit der Zeit Risse bilden.
- Sternförmig: Von der Einschlagstelle ziehen sich mehrere feine Risse strahlenförmig nach außen. Diese Form ist optisch deutlich sichtbar und erhöht die Gefahr einer Ausbreitung.
- Risse: Längere Sprünge, die sich von der Einschlagstelle über mehrere Zentimeter erstrecken. Diese entstehen oft durch Temperaturschwankungen oder Erschütterung
- Kombinationsschäden: Häufig sind Mischformen zu finden, etwa ein punktförmiger Einschlag, von dem zusätzlich Risse ausgehen.
Ist ein Steinschlag gefährlich?
Auf den ersten Blick wirkt ein Steinschlag oft harmlos: ein winziger Punkt auf der Scheibe, der kaum auffällt. Viele Autofahrer neigen daher dazu, das Problem zu ignorieren oder die Reparatur aufzuschieben.
Doch ein Steinschlag kann sich schnell zu einem ernsthaften Sicherheitsrisiko entwickeln. Schon kleine Schäden breiten sich bei den typischen Belastungen im Alltag rasant aus – sei es durch Erschütterungen auf Kopfsteinpflaster, starke Bremsmanöver, Temperaturschwankungen zwischen Sommerhitze und Winterfrost oder eindringende Feuchtigkeit. Aus einem unscheinbaren Einschlag wird dann binnen kurzer Zeit ein langer Riss, der die gesamte Windschutzscheibe durchzieht.
Warum ein Steinschlag gefährlich sein kann
- Stabilität der Scheibe: Die Windschutzscheibe ist mehr als nur eine durchsichtige Barriere. Sie ist ein tragendes Bauteil der Karosserie und trägt wesentlich zur Verwindungssteifigkeit des Fahrzeugs bei. Ein beschädigtes Glas schwächt diese Funktion. Im schlimmsten Fall kann die Scheibe bei einem Unfall ihre Schutzwirkung nicht mehr voll entfalten.
- Sichtbehinderung: Schon kleine Steinschläge können die Sicht beeinträchtigen. Licht bricht sich an den Kanten des Einschlags oder der feinen Risse und führt zu Blendungen oder Verzerrungen – besonders bei tiefstehender Sonne oder entgegenkommendem Verkehr bei Nacht. Dadurch steigt das Unfallrisiko erheblich.
- Vergrößerung des Schadens: Steinschläge breiten sich fast immer weiter aus. Ein Schlagloch, eine Vollbremsung oder ein Temperaturwechsel – etwa beim Start im Winter, wenn die kalte Scheibe plötzlich durch warme Luft im Innenraum aufgeheizt wird – können aus einem winzigen Makel einen großflächigen Riss machen. Dann bleibt nur noch der Austausch der kompletten Scheibe.
- TÜV und Verkehrssicherheit: Ein Steinschlag im Sichtfeld des Fahrers wird vom TÜV als erheblicher Mangel eingestuft. Das bedeutet: Das Fahrzeug besteht die Hauptuntersuchung nicht. Selbst Schäden außerhalb des Sichtfelds können beanstandet werden, wenn sie die Stabilität beeinträchtigen. Wer den Steinschlag ignoriert, riskiert also nicht nur die Sicherheit, sondern auch Probleme bei der Zulassung.

Steinschlag im Sichtfeld: TÜV & rechtliche Situation
Was gilt als Sichtfeld?
Das Sichtfeld ist im rechtlichen Sinne genau definiert. Gemeint ist nicht die gesamte Frontscheibe, sondern der zentrale Bereich direkt vor dem Fahrer. Er umfasst die Fläche, die von den Scheibenwischern abgedeckt wird – genauer gesagt den Bereich von etwa 29 Zentimetern Breite direkt in der Mitte der Fahrerseite. In diesem Segment ist eine uneingeschränkte Sicht auf die Straße zwingend erforderlich.
Die Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO) schreibt klar vor, dass in diesem Bereich keine erheblichen Beschädigungen vorhanden sein dürfen. Selbst kleinste Steinschläge gelten hier als Mangel, weil sie das Sichtfeld beeinträchtigen können. Schon Lichtbrechungen, Spiegelungen oder winzige Risse können die Verkehrssicherheit gefährden.
TÜV-Vorgaben im Detail
- Steinschlag im Sichtfeld: Jeder Schaden, egal wie klein, führt dazu, dass das Fahrzeug die Hauptuntersuchung (TÜV) nicht besteht. Eine Reparatur ist in diesem Bereich gesetzlich nicht zulässig, da die optische Beeinträchtigung trotz Kunstharzfüllung bestehen bleiben würde. In solchen Fällen muss die komplette Windschutzscheibe ausgetauscht werden.
- Steinschlag außerhalb des Sichtfelds: Schäden können in vielen Fällen repariert werden, solange sie bestimmte Kriterien erfüllen. Zulässig ist eine Reparatur nur dann, wenn
- der Steinschlag nicht größer als ein 2-Euro-Stück ist,
- er mindestens 10 Zentimeter vom Scheibenrand entfernt liegt,
- keine Risse entstanden sind, die sich ausbreiten.
- Randbereich der Scheibe: Befindet sich der Steinschlag nahe am Scheibenrand, kann das die Stabilität der gesamten Windschutzscheibe beeinträchtigen. Auch hier verlangen TÜV-Prüfer in der Regel den Austausch, selbst wenn der Schaden klein ist.
Rechtliche Konsequenzen bei Ignorieren eines Steinschlags
Wer mit einem Steinschlag im Sichtfeld weiterfährt und die Reparatur oder den Austausch hinauszögert, riskiert nicht nur die TÜV-Plakette. Bei einer Verkehrskontrolle kann ein solcher Schaden als sicherheitsrelevanter Mangel eingestuft werden. Es kann ein Bußgeld und 1 Punkt in Flensburg drohen.
Kann man mit einem Steinschlag weiterfahren?
Kurzfristig möglich – aber riskant
Mit einem kleinen Steinschlag außerhalb des Sichtfelds kann in vielen Fällen zunächst weitergefahren werden. Allerdings besteht das Risiko, dass sich der Schaden schnell verschlimmert.
Wann sofort gehandelt werden sollte:
- Der Steinschlag befindet sich im Sichtfeld.
- Es haben sich bereits Risse gebildet.
- Die Scheibe ist an der Einschlagstelle rau und könnte splittern.
- Der Schaden liegt am Rand der Windschutzscheibe, wo die Belastung besonders hoch ist.
In diesen Fällen ist es ratsam, umgehend eine Werkstatt aufzusuchen und die Scheibe prüfen oder wechseln zu lassen.
Reparatur oder Austausch bei einem Steinschlag?
Reparatur der Windschutzscheibe
Kleinere Steinschläge lassen sich oft mit einem speziellen Kunstharz reparieren. Das Verfahren dauert meist weniger als eine Stunde und sorgt dafür, dass die Stabilität der Scheibe wiederhergestellt wird.
Voraussetzungen:
- Der Steinschlag ist nicht größer als ein 2-Euro-Stück.
- Er liegt nicht im Sichtfeld.
- Er ist mindestens 10 cm vom Scheibenrand entfernt.
Austausch der Windschutzscheibe
Wenn der Steinschlag diese Kriterien nicht erfüllt, muss die gesamte Windschutzscheibe ausgetauscht werden. Moderne Werkstätten erledigen das oft innerhalb eines Tages.
Versicherung und Kosten bei einem Steinschlag
Ein Steinschlag ist ärgerlich, muss aber nicht zwangsläufig teuer werden. In vielen Fällen springt die Kfz-Versicherung ein, sodass die Reparatur oder sogar der Austausch der Windschutzscheibe kaum Kosten für den Fahrzeughalter verursacht.
Teilkaskoversicherung und Reparatur
Die gute Nachricht: Bei den meisten Teilkaskoversicherungen ist die Reparatur eines Steinschlags vollständig abgedeckt. Das bedeutet, dass die Versicherung die Kosten übernimmt – oft ohne Anrechnung auf die Selbstbeteiligung. Werkstätten rechnen die Reparatur in der Regel direkt mit der Versicherung ab, sodass für den Kunden kein bürokratischer Aufwand entsteht.
Austausch der Windschutzscheibe
Wenn ein Steinschlag zu groß ist, sich im Sichtfeld befindet oder bereits Risse entstanden sind, reicht eine Reparatur nicht mehr aus. In diesem Fall muss die gesamte Windschutzscheibe ersetzt werden. Auch das ist über die Teilkasko abgesichert, allerdings fällt hier in der Regel die vereinbarte Selbstbeteiligung an.
Die Gesamtkosten für einen Scheibentausch liegen – je nach Fahrzeugtyp und verbauten Assistenzsystemen wie Regensensor, Head-up-Display oder Fahrassistenzkamera – zwischen 500 und 1.500 Euro. Durch die Versicherung reduziert sich dieser Betrag für den Halter jedoch deutlich.
Vollkaskoversicherung
Wer zusätzlich eine Vollkasko abgeschlossen hat, ist ebenfalls abgesichert. Da die Vollkasko alle Leistungen der Teilkasko einschließt, gelten hier die gleichen Bedingungen. Relevant wird die Vollkasko meist nur dann, wenn weitere Schäden am Fahrzeug durch den Steinschlag oder einen damit verbundenen Unfall entstanden sind.
Fazit: Ein Steinschlag sollten nicht unterschätzt werden
Ein Steinschlag in der Windschutzscheibe ist mehr als nur ein optischer Makel. Er kann die Fahrsicherheit beeinträchtigen, die Stabilität der Scheibe schwächen und im schlimmsten Fall dazu führen, dass das Auto den TÜV nicht besteht.
Kurzfristig kann mit einem kleinen Steinschlag außerhalb des Sichtfelds oft weitergefahren werden. Dauerhaft ist das jedoch keine Lösung – eine schnelle Reparatur oder der Austausch der Scheibe sind unverzichtbar, um Sicherheit und Zulassung zu gewährleisten.
Ein Besuch in einer Fachwerkstatt ist daher in jedem Fall sinnvoll. Dort wird geprüft, ob eine Reparatur möglich ist oder die Windschutzscheibe gewechselt werden muss.
